Als ich über eine Seelenfreundin auf deine Seite aufmerksam wurde, hat sie mich vom ersten Tag an gedanklich begleitet. Wir kennen uns zwar nicht, doch bringt dein Thema uns in Verbindung mit all dem Gegenwärtigen und in uns Liegendem. Ich befinde mich gerade mitten in einem Prozess, welcher sich nach Ganz-Werden anfühlt, und ich spüre, dass es geteilt werden möchte. Denn ich denke, ich bin damit nicht allein.

An all die Frauen, die ihr das da draußen lest…ich möchte euch ermutigen, zu euch zu stehen und euch als Frau wahrzunehmen. Es ist als wunderbares Geschenk anzusehen.

Um dieses anzuerkennen, musste ich erst 40Jahre alt werden. Geprägt von den Konditionierungen aus dem Elternhaus, der Gesellschaft und aus dem Leistungssport kommend, nahm ich meinen Körper bisher nur als Objekt der Begierde, als Leistungserbringer, als Schönheitsideal und mit dem Druck der Makellosigkeit wahr. Ich wollte dem Außen gefallen, durch Leistungssport Anerkennung erzielen und stark sein – dieses Stark-Sein durch Muskulatur ersichtlich machen und für Männer und Frauen attraktiv erscheinen.  Eine Hülle erschaffen, um meine verletzlichen, weiblichen Anteile zu verbergen. Immer funktionieren, um den Schein zu wahren. Ein dauerhafter, manifester Kampf gegen das Altern, die erschlaffende Muskulatur, die Falten, die Schwangerschaftserscheinungen, die Aussagen anderer, die überschüssigen Funde, zeigten innerliche Spuren von Verkrampfung, dauerhafte Anspannung, Zuschnüren, Magenschmerzen und vieles mehr.

Habt ihr euch schon mal in aller Ausführlichkeit und Aufrichtigkeit nackt im Spiegel betrachtet? Falls nicht, es ist eine Erfahrung wert. Traut euch. Und bejaht euch. Steht zu dem, was ihr dort seht.

Sag bedingungslos JA zu Dir. Denn das bist Du! In deiner vollkommenen Schönheit, Einzigartigkeit und Göttlichkeit.

Ich habe meinen Bauch, welcher einer meiner „Problemzonen“ ist, betrachtet, berührt, gestreichelt und angenommen. Dieses zu durchleben hat anfänglich Scham, Weglauftendenz, Scheu den Blick zu halten, hervorgerufen. Sogar bewusste Berührung war anfänglich nicht möglich. Doch mit der Zeit und dem vollen Bewusstsein, dass dieser Bauch zu mir gehört, spürte ich Annahme, Liebe, Entspannung, indem mein Bauch sich nach außen wölbte, sich weitete, sich zeigte und alles ganz weich wurde. Tiefes Ein- und Ausatmen machte Platz für meine inneren Organe und Platz für meinen Seelenfrieden. In tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit zu meiner Seelenfreundin, welche mich dabei begleitete.

Mit dieser Erfahrung im Gepäck ging ich noch einen Schritt weiter und nahm mich (m)einem körperlichen Tabu-Thema an. Meiner Yoni und Kaiserschnittnarbe. Ich benenne Sie als Yoni, weil es für mich die schönste Form von Wort-/Wertschätzung ist. Das ist meine subjektive Wahrnehmung und jede Frau kann selbst entscheiden, wie sie ihre Geschlechtsorgane benennen möchte. Mit dem gewonnenen Selbstvertrauen setzte ich mich vor dem Spiegel. Lang zögerte ich, hineinzuschauen. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Fluchttendenz ereilte mich und Angst vor der Wahrheit. Ich habe in meinem Leben gelernt, meinen Körper und meine Yoni zielgerichtet einzusetzen, um durch andere sowie auch mit mir alleine Höhepunkte zu erfahren. Aber nie habe ich mich ersichtlich und in vollem Bewusstsein selbst erforscht, angeschaut, bin mit meiner Yoni in Kontakt getreten. Ich komme aus den „neuen“ Bundesländern, wo Aufklärung klein gehalten wurde und Geschlechtsorgane ein Tabu-Thema waren. Alles, was ich gelernt hatte, kam aus der Zeitschrift Bravo oder ich hatte es mir selbst beigebracht. Ich bin in der Freien Körper Kultur (FKK) groß geworden, bin nicht prüde aufgewachsen und eigentlich sollte man denken, dass es mir ganz leicht fällt, mit meinem Körper umzugehen. Jedoch mich als Frau zu fühlen und auch so anzunehmen, kann ich doch erst richtig spüren, wenn ich körperlich und geistig ganz mit mir vereint bin. Diese Abtrennung von Körper, Geist und Seele nahm ich nach der Geburt meines Sohnes durch einen Kaiserschnitt noch viel intensiver wahr. Die Ablehnung der Narbe und der innerliche Schmerz meiner Gebärmutter, das Kind nicht durch den Geburtskanal gepresst zu haben, durch den tief verspürten Wunsch natürlich zu gebären, setzten meinem Körper und meiner Seele sehr zu.

Also war es jetzt dran, diese Verbindung wieder voll herzustellen. Natürlich sind diesem Schritt schon einige andere vorausgegangen, wie z.B. eine Tantra-Massage erfahren zu haben, mich seit Anfang letzten Jahres mit dem Thema Selbstliebe auseinander gesetzt zu haben und mich zum 40. Geburtstag Ende letzten Jahres (2019) selbst geheiratet zu haben. Jeder sollte seine Selbsterfahrung in seinem eigenen Tempo machen. Was mir dabei geholfen hat, war, den Druck rauszunehmen und auf das Leben zu vertrauen.

Ich fühlte mich geleitet von zwei Sätzen aus dem Buch „Der Körper als Spiegel der Seele“ von Rüdiger Dahlke: “Wahre Schönheit kommt von innen. Der erste Schritt dorthin besteht darin, ehrlich anzuerkennen, was ist, es anzunehmen, sich dafür zu öffnen und es mit den Augen der Liebe zu betrachten.” So war es jetzt für mich soweit und ich betrachtete meinen Schoß in aller Gründlichkeit.

Zuerst fühlte es sich nach Aushalten und Abbrechen an. Mich überkam eine große Scham, dass ich vor dem Anblick meiner Yoni errötete. Gedanken wie: „Was mache ich hier? Hör auf damit! Das darfst du nicht. Ich ertrage diesen Anblick nicht“, kamen auf. Dann spürte ich Ekel. Weil mir dieses Gefühl ein solches Unbehagen brachte, fing ich an zu weinen. Das machte mich leichter und ließ mich ins Fühlen kommen. So berührte ich mich und verspürte Bewunderung über die einzelnen Körperteile meiner Yoni. Ich massierte und liebkoste sie in aller Feinfühligkeit, nahm von außen und innen meine Berührung und dessen Empfindungen wahr. Ich bejahte auch hier alle Körperteile, und es machte sich Versöhnung breit. Es fühlte sich warm, vertraut und wohlwollend an. Auch meine Kaiserschnittnarbe (mein Sohn war eine Beckenendlage) habe ich miteinbezogen und konnte sie annehmen. Am Ende dieses wundervollen und für mich so wichtigen Erlebnisses fühlte ich mich verbunden und in Liebe mit mir. Erschöpft davon, von einer großen Anspannung in die Entspannung gegangen zu sein, lag ich glücklich und zufrieden vor meinem Spiegel in voller Dankbarkeit und Annahme meiner Selbst.

Diese Selbsterfahrung mit dem Ergebnis, das ich mir achtsam und wertschätzend begegnen und auch von außen als Frau wahrgenommen werden möchte, lässt mich zu dem Entschluss kommen, dass es sich gelohnt hat, hinzuschauen und meine Weiblichkeit zu entdecken. 

Hier noch ein Zitat aus meinem Ehegelübte – für mich als Erinnerung und euch wundervollen Frauen:

„Ich gebe mir die Erlaubnis, mich bedingungslos zu lieben und mein volles Potential auszuschöpfen.

Alles was in mir heilen muss, darf jetzt auf eine sanfte Weise heilen.

Ich bin bereit, von heute an mein ganzes Wesen und mein Leben zu lieben.“

Dies ist mein Weg. In Liebe sein, mit all dem was ist.

In Verbundenheit,

NENA

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