Meine Kinder waren 2,5 und 4 Jahre alt als ich mit ihnen in eine neue Wohnung gezogen bin. Die Beziehung zu ihrem Vater war unmöglich geworden und er verließ kurz darauf sogar Österreich. Da saß ich allein mit meinen beiden Kleinen. Aber schon kurz danach kam ein neuer Mann und Vater in unser Leben – alles schien perfekt. Er liebte auch die Kinder, kümmerte sich um sie und ich dachte: Jetzt wird alles gut! Der vorherige Mann war einfach nur nicht der Richtige! Schon in der alten Beziehung hatte ich mir ein 3. Kind gewünscht, wusste aber gleichzeitig, dass ich einen neuen Partner dafür haben müsste. Und nun wollte auch Mr. Right Kinder. Ich war schnell schwanger und das Glück schien perfekt als er im Sommer 2014 zu uns nach Österreich zog.

Der gemeinsame Sommerurlaub in Portugal, in dem wir seine Familie kennenlernten, war sehr anstrengend für mich. Zwischenzeitlich fühle ich mich sehr allein gelassen, dann wieder war ich in Liebe geborgen. Zwischendurch gab es Streit, in dem er sich wünschte, wir würden das Kind abtreiben. Das war für mich ein Schock und überhaupt keine Option. Wieder zurück in Wien gab es immer wieder Tage, an denen ich alles “falsch” machte. Auf einmal war ich keine tolle Frau und liebevolle Mutter mehr (in den Augen meines Liebsten), sondern ein stark verbesserungswürdiges Wesen, das er immer wieder in langen Diskussionen auf Defizite aufmerksam machte. Ich konnte es lange nicht glauben: Das musste doch alles ein Missverständnis sein?!?

Im März kam meine 2. Tochter zu Hause auf die Welt, alle waren dabei – es war ein wunderbares Erlebnis. Schon 10 Stunden später wurde ich weiter kritisiert. In den folgenden Monaten war ich sehr gefordert, denn meine “großen” Kinder brauchten mich ebenso wie meine neugeborene Tochter. Der Hitzesommer 2015 traf uns sehr hart, wir wohnten damals im 3. Stock mitten in der Stadt mit Ganztagssonne. Über Wochen gab es Höchstwerte zwischen 35 und 38 Grad, die Nächte brachten kaum noch Abkühlung. Dazu hatten die Kinder nacheinander Windpocken und mein Mann reiste 4 Wochen vor uns schon nach Portugal, ließ mich allein mit 3 kleinen Kindern (5,3,3 Monate). Ich hatte kaum Schlaf, die Hitze….

Eines Tages, als mir mal wieder nichts mehr blieb als zu schreien und ich meine entsetzten Kleinen sah, da war auf einmal eine Erkenntnis in mir ganz stark: “Ich bin hier die einzige Erwachsene. Ich bin verantwortlich. Es geht nur durch die Liebe.” In der größten Not gab mein weisheitsvolles Inneres mir den Schatz, der in mir steckte: Liebe – Mutterliebe – Selbstliebe.

Es war dann noch ein langer Weg, ist es immer noch. Aber in mir blüht diese Blume, die mir die Kraft gibt, immer wieder aufzustehen nach kaum geschlafener Nacht, Geduld und Mitgefühl für meine Kinder zu haben, eine Richtung in meinem Leben einzuschlagen, die mir hilft, meine Kraft als Frau zu fühlen, zu nähren und die Härte, die seit Generationen in unserer Familie die Traumata umhüllt, Stück für Stück zu wandeln.

Ich war keine vorbereitete Mutter, ich werde es erst durch meine Kinder. Ich schäme mich für vieles, was sie durch mich erleiden mussten, weiß aber auch um meine Verletzungen. Ich wachse mit ihnen und merke, dass dieses Bewusstsein für mich und für sie, die Möglichkeit bietet, vieles zu heilen. Stück für Stück wächst in mir der Frieden und damit die Möglichkeit, ganz in Liebe mit mir und anderen zu leben. Ich bin immer mehr zur Gestalterin meines Lebens geworden und werde gleichzeitig weicher. Ein Widerspruch? Nein, denn ich bin Frau!

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